Walter Pucher (* 1971 in Spittal an der Drau, Kärnten). Lebt und arbeitet als freischaffender Künstler in Wien. Seit 1992 Videoworkshops in der Türkei, Videoportraits, Rauminstallationen, 2000 Uraufführung „Miniubuiade als pataphysikalisches Lehrstück”, Theaterproduktion, Kurzkrimis und Drehbücher. Mehrere Preise und Stipendien.
Laudatio
Walter Pucher zeichnet lyrische Porträts antik-mythologischer oder historischer Figuren wie des römischen Windgottes Boreas, des Königs von Kreta Idomeneo, des Babenbergers Heinrich II. Jasomirgott oder des Wassergeistes Undine, die ihrerseits z.T. eine große Stofftradition in Literatur, bildender Kunst und Musik aufweisen. In der Gestaltung seiner Porträts zielt Pucher auf größtmögliche Verknappung und Verdichtung ab und greift die Sprache als Material auf: mit Wort-Brüchen, aber auch lautmalerischen Wort- und Silben-Tropfen.
Sein verspielter Umgang mit Sprache, originelle und witzige Wendungen sowie klingende Wortneuschöpfungen vermitteln eine kraftvolle, spannende Lyrik.
Gedichte
BOREAS NIGER
four roses in the morning time
zwi bäcker mittags schlafend
tres bien - ein suggermahr
ein trautes haar an haar
: zibebenaug du
sultaninenzahn
bunt ist die luft die dich nicht hält
wir trinken schnaps aus schießgewehren
IDOMENEUS
die nacht geht auf
aus offnen fenstern fällt
das zaggemolkne licht in streifen auf asphalt
hinter meinen rippen schlägt
ein weich- und warmgetragenes
stückchen süßer schimmelkäse
das ich in ebensüßer unbedank und -grunder trauer
geizig halte wenn ich ziellos ziehe
JASOMIRGOTT
manitus zinnsoldat
von junger birke
hölzernem muskel eingeweidet
[harzblut stark riechend]
„zar und zimmer!
an den vier ufern meiner hüfte
vermählen sich
farbe und farbe.”
UNDINE
vermischte zähren unter der borke
laub tropft tropft träufelt
im regen regen verzwei
zweiggeweides gewunde
b ́tropft tropft träufelt
in regen ragende rinnen
unzagbare zähren
pit pit ppit
vermischte