Lina Hofstädter, 1954 in Lustenau geboren, Mag. phil.; AHS-Lehrerin in der Erwachsenenbildung; ein Kind, Studium der Anglistik und Germanistik an der Universität Innsbruck, Mitglied der Grazer Autorinnen Autorenversammlung und der Literatur Vorarlberg. Schrieb anfangs Lyrik und Lieder, seit 1986 vorwiegend Erzählprosa.
Laudatio
Gerhard Jaschke für den Feldkircher Lyrikpreis 2008
Den 3. Platz beim Feldkircher Lyrikwettbewerb 2008 hat die Kennzahl 90354 mit 5 Krähengedichten erzielt.
Es handelt sich um die 1954 geborene Lina Hofstädter, Liedermacherin, Prosaautorin (Bücher wie „Kopfzirkus“, „Der Finder“, „Hungrige Tage“ oder zuletzt ein paar Kriminalromane).
Der Jury gefiel an den von ihr eingereichten Gedichten vor allem die Präzision in den verknappten, lyrischen Wortmaschinen, die bloß zwischen fünf und neun Zeilen, Weltbilder, Ereignisse auf höchstem sprachlichem Niveau einzufangen imstande sind.
Es sind auch diese nicht zu erwartenden Eigenschaften wie „halbschrittchenweise“ oder „zerfranst“, die dem dominierenden „Schwarz“ gegenüberstehen, die uns das Auf und Ab des Flugs der Krähen eindrucksvoll veranschaulichen.
Lärm, Gekreisch!, überwiegt, einen Ort der Stille und für den Stillen scheint es da nicht mehr zu geben.
Lina Hofstädter, die gebürtige Lustenauerin, heute in Sistrans als AHS-Lehrerin tätig – nach ihrem abgeschlossenen Studium der Anglistik und Germanistik, schafft es, in ihren wunderbaren poetischen Momentaufnahmen diesen Raum jedoch um jeden Preis zurückerobern zu wollen. Den Eindruck vermitteln zumindest für mich ihre Gedichte, die gewiß zu den allerbesten unter den fast 500 Einreichungen, also unter den rund 2.500 Lyrikbeispielen, gezählt haben.
Die schon mit einigen Preisen und Stipendien für ihr bisheriges literarisches Schaffen Geehrte, seit langem Mitglied der Grazer Autorinnen Autorenversammlung und der Literatur Vorarlberg, ist eine genaue Beobachterin des Zeitgeschehens. Auch in ihren Gedichten analysiert sie wie kaum jemand anderer jeden noch so geringfügig bedrohlichen Ist-Zustand auf das Akribischste.
Ein Faible für Kürzestmitteilungen ist ihrer fast haikuartigen Lyrik wohl zu attestieren.
Als Mitglied der Jury gratuliere ich Lina Hofstädter sehr herzlich zum Preis und wünsche viel Erfolg für die nächsten Projekte.
Gedichte
Aus dem Zyklus: „Krähengedichte“
Sturmzerzauster Feldherr
Auf Maulwurfshügel
Gestrandet
Halbschrittchenweise
Gegen den Wind
Zerfranste Schwingen
Eignen gut für den Gleitflug
Und wenn es gefällt
Fällt sich´s
Himmelwärts.
Wie leise
Der helle Ton des Falken
Sein einsamer Gleitflug
Im schwarzen Gekreisch.
Die schwarzen Horden
Besetzen das Feld, jeden Strauch.
Kein Raum bleibt
Den Stillen.
Ein schwarzer Fleck
Auf gleißendem Firnis.
Kristallmüde, blind,
Stochert nach vielleicht
Im Herbst vergrabenem Korn.
Stolzer schwarzer Riesenvogel
Zerschellt hügelan
Hat im Anflug
Auf den Himmel sich verschätzt.
Verschwindet schließlich
In Fetzen tanzend
Hinab, hinab -
Leere Körperhülle,
Schwarzer Plastiksack.